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Der Kiebitz, ein stark gefährdeter 1 Wiesenbrüter

In der Systematik gehört der Kiebitz (Vanellus vanellus) zur Ordnung der Regen-pfeiferartigen, die auch Limikolen oder Watvögel genannt werden. Innerhalb der Ordnung gibt es drei Hauptlinien: Lari (Möwen und Verwandte), Scolopaci (Schnepfen-vögel und Verwandte) und die Charadri (Regenpfeifer und Verwandte). Zur letzteren Gruppe gehört der Kiebitz.

Kiebitz W (li.) und M

Der Kiebitz ist grundsätzlich eine Art, deren Bestand auf Grund von Witterungsein-flüssen stark schwankt. Negativ auf die Bestände wirken sich unter anderem kalte Winter und Frühjahre mit hohen Niederschlägen aus.

Eine Vielzahl von Faktoren führten dazu, dass der Kiebitz in Deutschland seit Jahren  zu den streng geschützten Arten nach § 10 Abs. 2 Nr. 11 BNatSchG gehört und in den Roten Listen als stark gefährdet 1 bzw. gefährdet 2 geführt wird.

Vier Arten von Wiesenbrütern konnten und können auch 2019 auf dem NLG-Areal (s.u.) festgestellt werden. Kiebitze brüten seit 2013 auf dem Gelände, die Uferschnepfe (Foto) 2017 erstmalig und erfolgreich. Alle vier Arten stehen auf der Roten ListeKiebitz  Näheres  ; Uferschnepfe Näheres; Rotschenkel Näheres;  Bekassine  Näheres ; die Bekassine wurde aus der Tabelle herausgenommen, da sie reiner Rastvogel ist.

Vergrämungsmaßnahmen auf dem NLG-Gelände ( 4 ) zwischen Baugebiet 1 und Jelliestede fanden 2019 ohne Absprache mit dem Naturschutz statt, 2018 noch mit. In '19 wird nicht auf der gesamten Fläche vergrämt, sondern auf einer Teilfläche im Anschluss an das existente Baugebiet. Dies entspricht dem 2. Bau-abschnitt, mit dessen Erschließung im Mai begonnen werden soll. Auch in '19 zeigt sich die Standorttreue der Arten, nicht nur des Kiebitz (s.u.).

Vor der Brutperiode erfolgt die Inbesitznahme eines Brutrevieres, welches energisch gegen Artgenossen verteidigt wird.

Die Brutperiode beginnt witterungsabhängig Ende März bis Anfang April, es erfolgt nur eine Jahresbrut, doch sind bei Gelegeverlust Ersatzgelege möglich. Deren Zahl beträgt max. zwei.4  Ersatzgelege bedeutet das Anlegen einer oder mehrerer neuer Nestmulden mit Eiablage durch das Weibchen in die Mulde, die es präferiert. Oft ist zuvor die Suche nach einem neuen Revier nötig.

Als Bruthabitate akzeptiert die Art „freie Flächen mit niedriger Vegetation wie kurzrasigen Wiesen und Weiden, Feldern mit niedrigen Saaten, feuchtem Ödland, Marschen und Sumpfland.“3)

Kiebitze sind daher sehr standorttreu, d. h. „in der Regel erneute Nutzung der Fortpflanzungsstätte in der nächsten Brutperiode5

Seit dem 19. Jahrhundert kommt es, abgesehen von Witterungseinflüssen, außerdem durch Habitatveränderungen zu deutlichen Bestandsänderungen. So kam es in weiten Teilen Deutschlands seit dem 19. Jahrhundert zu erheblichen Rückgängen der Kiebitzpopulation. Trotzdem war die Art noch recht häufig. Immerhin schenkten ab den 1870er Jahren die Getreuen von Jever, eine Stammtischrunde, dem damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck jedes Jahr zu seinem Geburtstag 101 Kiebitzeier, heute undenkbar. 

Seit den 1980er Jahren führten eine veränderte und intensivere Bewirtschaftung des Landes sowie wasserwirtschaftliche Veränderungen zu einem andauernden Lebens-raumverlust. Dabei spielen u. a. die Umstellung auf Wintergetreide, die zunehmende Mechanisierung/Maschinisierung der Landwirtschaft, Flurbereinigungen sowie eine hohe Verwendung von Pestiziden und damit Rückgang der als Nahrung verfügbaren Insekten, eine Vorverlegung der Mahd, ein Rückgang extensiver Weidewirtschaft und fehlende Frühjahrsüberschwemmungen eine Rolle. Wegen dieser fortschreitenden Zerstörung seiner Lebensräume haben die Bestände beispielsweise in Deutschland stark abgenommen. So betrug der Bestand um 1999 nur noch sechzig Prozent des Bestandes von 1975.

Quelle: WKIPEDIA

Die stetig weiter zunehmenden Veränderungen in der Landwirtschaft (Silage-/Heu-schnitt 4-6x/Jahr, Vermaisung), fehlende Pflanzenvielfalt = fehlende Insekten auf den bevorzugten Habitaten durch weiter zunehmenden Pestizideinsatz sowie die "Verspar-gelung" der Landschaft mit Windkraftanlagen führen zu einem bis heute andauernden Rückgang der Population. Neben diesen anthropogenen (menschlichen) Einflüssen spielen die Prädatoren (Fressfeinde) eine zusätzliche Rolle. Besonders negativ wirken sich auf alle Wiesenbrüter die zahlreichen streunenden, z. T. auch verwilderten, Hauskatzen aus. Natürliche Prädatoren wie Rabenkrähe und Großmöwen hat es schon immer gegeben. Die Ausbreitung des Waschbären und seit einigen Jahren des Marderhundes sind zusätzliche Belastungen für den Populationsbestand.

Quellen:

1) Grüneberg C. et al.: Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5. Fassung (11/2015)

    in: Berichte zum Vogelschutz Heft Nr. 52/2015,  ISSN 0944-5730

    Hsg.: Deutscher Rat für Vogelschutz, NABU

2) Krüger T., Nipkow M.: Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten

    Brutvögel, 8. Fassung (4/2015)

    Hsg.: NLWKN -Fachbehörde für Naturschutz-

3) Harrison C., Castell P.: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, AULA-Verlag,

    2.Aufl. 2004, S. 134
4) Bauer, H.-G. et al.: Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie,

    Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel,

    Aula-Verlag 2005

5) Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie: Angaben zu den in

    Mecklenburg-Vorpommern heimischen Vogelarten, Fassung vom 06. Mai 2011

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