Naturschutz und Katzen
Eine einheitliche landesweite - bundesweite wäre noch besser - Regelung zur Kastration u. Registrierung von Katzen ist lange überfällig. Sie sind nicht DIE Ursache, sondern nur eine von mind. fünf, die für den Rückgang der Vogelwelt verantwortlich sind.
Die Kastration von Freigängern ist sinnvoll, da es so nicht zu einer ungewollten Vermehrung der Katzen kommt. Den Jagdinstinkt der Tiere wird man damit wohl kaum verringern.
Verwilderte Hauskatzen zu fangen, zu kastrieren u. wieder in ihr verwildertes Leben zu entlassen ist definitiv kontraproduktiv, denn nun können sie sich zwar nicht mehr vermehren, aber immerhin noch vielleicht zehn (10) Jahre lang alle Tiere, die in ihr Beuteschema passen, dezimieren und das gilt besonders für Arten, die sowieso schon auf der Roten Liste stehen.
KATZEN
Sofern es sich bei den in freier Wildbahn lebenden Katzen um die Wildkatze, -Felis silvestris silvestris- auch Waldkatze genannt, handelt, besteht keine Problematik. Abgesehen davon, dass die Art in Deutsch-land nur wenige passende Lebensräume (nicht vom Menschen frequentierte Wälder) findet und daher nur Inselvorkommen existieren, hat noch kein Fleischfresser eine Art seines Beutespektrums zum Aussterben oder an den Rand desselben gebracht.
Foto: https://nrw.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/jagd/jagdbare-arten/beutegreifer/06788.html
Hauskatzen
Problematisch wird es durch die vielen Hauskatzen - geschätzt sind es in Deutschland mehr als acht (~8.200.000) bis zu 13 Millionen - , die als sogenannte "Stubentiger mit Freigang", Hof- und verwilderte Katzen überall herumstreunen. Sie richten echten Schaden an der Tierwelt in Gärten und Parks, auf Feldern und der freien Wildbahn an, denn von ihnen gibt es schlicht zu viele und sie gehören nicht zur heimischen Natur.
Wenn jede der o.g. ~8 Mio. Katzen nur einen (1) Vogel pro Monat töten würde, würden 96 Mio. vor allem Singvögel aus unserer Natur je Jahr verschwinden. Bei einem Vogel pro Woche betragen die Verluste schon 416 Mio. (416.000.000) Individuen. Auch Blindschleichen, Eidechsen, Frösche, Kröten und junge Hasen passen ins Beuteschema von Katzen.
Katzenfans werden die beispielhafte Berechnung wohl als Quatsch abtun, denn IHRE Katze/n fängt/fangen ja keine Vögel. Hier kann ich nur sagen: Nehmt die Scheuklappen ab! Katzen sind instinktgesteuert, d. h. das Jagen ist ihnen angeboren.
Sie können noch so gut gefüttert werden, gejagt wird trotzdem! Und es werden nicht nur kranke Tiere gefangen! Besonders unerfahrene und noch nicht voll flugfähige Jungvögel sowie Nestlinge fallen den "Freigängern" zum Opfer. Freigänger mit Glöckchen zu versehen soll nur bedingt etwas bringen. Als Lauerjäger klingelt es nun mal nicht, wenn das Tier das Halsband nicht schon zuvor abgestreift hat. Denn Katzen sind clever!
Die Selektion (natürliche Auslese = nur der Stärkste / am besten Angepasste überlebt) wird durch die hohe Katzendichte ad absurdum geführt.
Katzen, die von ihren Besitzern ins Freie gelassen werden, sollten kastriert und mit einem Chip gekennzeichnet sein. Durch die Kastration bleibt die Katze auch gesünder, weil die Gefahr der Ansteckung mit Katzenkrankheiten deutlich geringer wird. 1
Katzen auf Bauernhöfen (Hofkatzen) wer-den +/- sich selbst überlassen. Eine rasche Zunahme des Katzenbestandes kann die Folge sein. Da die Tiere "sehen müssen, wie sie durchs Loch kommen", also Nahrung finden, jagen die Tiere in der näheren und weiteren Hofumgebung, um zu überleben. Die Folgen für die Bodenbrüter wie Rebhuhn, Kiebitz, Feldlerche u.v.a.m. müssten jedem klar sein. Jeder Hof mit seinem Nahrungsangebot für Mäuse und Ratten braucht 1-2 Katzen. Durch Kastration / Sterilisation lässt sich aber eine unkontrollierte Vermehrung eingrenzen.
Foto: 2014-05-26-Katze mit Fasanenhenne https://www.jagdverband.de/node/5695
Den Katzen fallen auch viele Kleinsäuger bis hin zu Junghasen zum Opfer. Die Argumentation "Von denen gibt es ja genug." greift nicht. Jedes von Hauskatzen gefangene Tier steht nicht mehr den echten Wildtieren als potentielle Nahrung zur Verfügung. Durch Nahrungsmangel können Populationen einbrechen. Zudem wird die Re-produktion eingeschränkt.
Verwilderte Hauskatzen (Streuner)
Allein in Deutschland, in einem Land, in dem vergleichsweise wenige Straßentiere leben, gibt es schätzungsweise 2 Millionen verwilderte Katzen.1
Für den Wiener Verhaltensbiologen und Direktor der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle Kurt Kotrschal, der auch zu Katze-Mensch-Beziehungen gearbeitet hat, ist klar: "Das Problem ist nicht gerade klein, wahrscheinlich werden heute viel mehr europäische Singvögel durch Freigänger und Streunerkatzen erledigt als durch die mediterrane Vogelfängerei. Und es wundert mich nicht, dass so viele Katzenhalter das Jagen ignorieren – wird doch auf Katzen vor allem Freiheit und ein wenig Anarchie projiziert." 1
Zu lesen ist immer mal wieder, dass sich Tierschutzvereine auf die eigene Schulter klopfen, weil sie verwilderte Hauskatzen eingefangen haben. Die wurden dann kastriert / sterilisiert, damit sie sich nicht weiter vermehren können. Das ist lobens-wert! Nicht lobenswert und für mich vollkommen unverständlich ist allerdings, dass diese Streuner zum Teil wieder an ihrem Fangort frei gelassen werden. Hier wird bewusst gegen die Natur gehandelt.
Nur für Niedersachsen (NI, Fläche ca. 47.600 km2) geht man von 200.000 Streunern aus.2 Wenn diese an nur 180 Tagen im Jahr, also jeden zweiten Tag, Jagderfolg haben, fallen ihnen jährlich 36 Mio. (36.000.000) Wildtiere in NI zum Opfer.
"Es gibt Zahlen, da geht man davon aus, dass in einem Jahr eine
Katze, die wirklich verwildert ist und sich draußen ernährt, 365 Vögel frisst. Die nimmt Nester aus, dann sind es mal am Tag fünf, sechs Junge auf einmal. In der Zeit, wenn die Vögel so halb-flügge
aus den Nestern kommen, haben die Katzen eine Riesenchance."
(Ottmar Frimmel, Naturschutzbeauftragter im Landratsamt Günzburg im Bayrischen Rundfunk) 1
Verwilderte Hauskatzen werden wahrscheinlich nicht so alt wie die schmusigen Stubentiger, doch dürften sie ein Alter von ca. 10 Jahren erreichen. So wäre die Zahl der Beutetiere mit 10 zu multiplizieren. Nicht feststellbar ist der Anteil der Vögel an der Beute.
Die o. g. Vereine müssten eigentlich "Haustierschutzverein" genannt werden und viele Personen, die sich Tierfreunde nennen, sind eigentlich nur Haustierfreunde. Für Pussi und Bello wird alles getan, für die Natur und ihre Wildtiere nur relativ wenig, wenn überhaupt etwas.
Nicht einmal in der Brut- und Setzzeit wird Rücksicht auf die Wildtiere genommen.
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/katzen/15537.html
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/katzen/04868.html
Quelle:
1 http://www.bund-rvso.de/katzen-fressen-voegel.html
2 NWZ 12.11.2018, S. 17